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Performative Objekte Das Projekt erforscht, welche Potentiale sich durch eine künstlerische Praxis freisetzen lassen, die die Rezipienten zu einem autonomen ästhetischen Handeln ermächtigt. Dazu entwickelt es ein System an frei verwendbaren plastischen Elementen, die als Katalysatoren und Analyseinstrumente kreativer Situationen dienen, und untersucht mit einem praxeologischen Methodeninventar die kollaborative Produktion ästhetischen Sinns. — |
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Dass
ein Kunstwerk sich erst im Blick des Betrachters vollendet, ist ein
bekannter Topos der Rezeptionsästhetik. Die autoritäre Figur
des Künstlers, der ein materiell unveränderliches Werk
schafft, wird durch diese Idee aber nicht grundsätzlich
angetastet. Das Forschungsvorhaben lässt sich von der
Überzeugung leiten, dass Kunst ihre Innovationskapazitäten
steigern und sich mit Komplexität anreichern kann, wenn sie
künstlerische Formen anbietet, die diesen Modus aufbrechen und die
Teilhabe der Rezipienten in Richtung einer tatsächlichen, am Werk
selbst sichtbaren Co-Produktion verschieben. Das Projekt gebraucht
dafür den Begriff der ‚politischen Form‘. Es setzt
sich zum Ziel, empirisch zu zeigen und theoretisch zu analysieren, wie
und mit welchen ästhetischen, epistemologischen und sozialen
Konsequenzen eine solche gemeinsame Sinnbildung gelingen kann. |
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Dazu
entwickelt es in einer ersten Phase ein umfangreiches Set
‚performativer Objekte‘: modulartige skulpturale Elemente,
die ohne Vorgaben benutzt, getragen, bewegt, arrangiert, kombiniert,
kopiert und verändert werden können. In einer zweiten,
kollaborativen Phase wird dieses Handlungspotential in Workshops
(reserach cells) mit Partnern aus unterschiedlichen Disziplinen wie
Bildender Kunst, Design, Tanz, Architektur oder Sozialwissenschaften
praktisch erprobt und dokumentiert. Teilnehmende Beobachtung und
vertiefende qualitative Interviews reflektieren, wie
‚performative Objekte‘ als Katalysatoren plastischer
Handlungen fungieren und unter welchen Parametern die ästhetische
Entscheidungsfindung in diesem Prozess zustandekommt. |
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Das
Projekt operiert aus einer praxeologischen Perspektive. Wichtige
Orientierungsmarken sind Ansätze, die die Körpergebundenheit
ästhetischer Erfahrung betonen und ästhetischen Sinn als
Resultat von Praxisvollzügen verhandeln, ferner
Theorievorschläge, die Objekte als soziale Agenten in einem
interdependenten Handlungsgeflecht situieren, wie die
Akteur-Netzwerk-Theorie, die Idee der Quasi-Objekte, der Grenzobjekte
oder des performativen Aufforderungscharakters von Dingen (affordance). |
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In
der Verbindung von theoretischer Rahmung, künstlerischer Praxis
und empirischer Kontrolle verfolgt das Projekt drei sich
ergänzende Ziele: (1) Es entwickelt und testet eine innovative,
objektgestützte Methodologie zur Anstiftung und Analyse kreativen
Handelns. (2) Dabei vermittelt es grundlegende Einsichten in den
Prozess kollaborativer ästhetischer Sinnproduktion und (3) stellt
programmatische Fragen zu einer alternativen Ökonomie der Kunst
und zum emanzipativen Potential, aber auch zu den möglicherweise
exklusiven Mechanismen partizipatorischer Praxis. |
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Das
Vorhaben entfaltet sich in drei aufeinander bezogenen Modulen: Der künstlerisch-praktischen Arbeit an ‚performativer Objekten‘ (STUDIO) und den darauf bezogenen theoretischen
Analysen
(SONDEN), die auf der Website icaros.org in Form eines
(Objekt-)Index bzw. eines (Text-)Archivs dokumentiert werden; sowie im Zentrum der Studie einer
Serie explorativer Workshops mit geladenen Teilnehmern, deren
Ergebnisse nach Möglichkeit als Ausstellung, Performance,
Lecture o. ä.
öffentlich werden (LABOR). → Vollständiges Forschungsprogramm (DE, PDF) |
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